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Die Kulturstadt Danzig - Königin der Ostsee

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die einstige Hansestadt Danzig (Gdańsk), die 1997 ihr 1000-jähriges Bestehen feiern konnte, gehört zu den schönsten Städten Polens. Der Handel verhalf im Mittelalter und der Frühen Neuzeit den Patriziern der Stadt zu Wohlstand, der sie in die Lage versetzte, prunkvolle Kirchen und Bürgerhäuser zu errichten, die heute jedes Jahr unzählige Touristen anziehen. Die Marienkirche, das  Uphagenhaus und das rechtstädtische Rathaus sind eindrucksvolle Beispiele. 

Ich möchte Sie auf eine Reise durch diese Zeit und einen Rundgang durch die Innenstadt von Danzig mitnehmen.

Danzig und der Deutsche Orden

Im Verlauf der Auseinandersetzung um die Oberherrschaft über die östlichen Gebiete Pommerns (Pomerellens) im 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts konnte sich schließlich der Deutsche Orden gegen Polen und Brandenburg durchsetzen. 1308 nahmen die Ordensritter Danzig ein. Ostpommern blieb bis zum Abschluss des Zweiten Thorner Friedens 1466 Teil des Ordensstaates.

 

Die Machtübernahme durch den Orden markiert zugleich einen städtebaulichen Neuanfang. Während der Kämpfe 1308 brannten die Ordensritter Danzig nieder. Den Wiederaufbau nahmen die Danziger zum Anlass, die Stadt neu aufzuteilen. Es entstanden die Rechtstadt, die Altstadt und die Neustadt.

 

Die Rechtstadt bildet das Zentrum der historischen Altstadt. 1343 erhielt zunächst nur sie vom Hochmeister Ludolf König das Stadtrecht nach kulmischen Recht und nur sie trat 1361 der Hanse bei, einem Zusammenschluss von Städten, der die wirtschaftlichen Interessen ihrer Patrizier durchsetzen und die Handelswege über die Nord- und Ostsee absichern sollte.

 

Wirtschaftlich stark geworden, strebte Danzig nach politischer und damit wirtschaftlicher Unabhängigkeit vom Deutschen Orden. Aus diesem Grund schlossen die Danziger sich mit weiteren 18 Städten und Adligen zum Preußischen Bund zusammen und baten 1454 den polnischen König Jagiełło um Hilfe gegen den Deutschen Orden. Es begann der dreizehnjährige Krieg, der im Thorner Frieden von 1466 mündete. Westpreußen – und damit Danzig, Thorn (Toruń) und Elbing (Elbląg) – fielen an Polen. Danzig behielt seine Privilegien, die der polnische König bereits während eines Besuches am 25. Mai 1457 bestätigt hatte (u. a. Befreiung von allen Zöllen und Abgaben, das Stapelrecht und die freie Entscheidung über Krieg, Bündnisse und Frieden). Danzig wurde Königsstadt. Besuchte der König die Hansestadt, residierte er im rechtstädtischen Rathaus. Zog er in die Stadt ein, folgte er einer bestimmten Route, dem so genannten Königsweg.

Der Königsweg

Der Königsweg begann am Hohen Tor und führte an der Peinkammer vorbei durch das Goldene Tor in die Langgasse, überquerte den Langen Markt und endete am Grünen Tor an der Mottlau. Die Langgasse ist die Hauptstraße der Rechtstadt, die heute eine Fußgängerzone ist. In ihr wohnten die wohlhabenden Patrizier. Die Häuser besitzen die für Danzig typischen schmalen Fassaden. Ein sehr schönes Beispiel ist das Uphagenhaus in der Langgasse 12, das nur neun Meter breit ist. Das Haus selbst erhielt seine heutige Gestalt, nachdem der Ratsherr Johann Uphagen es 1775 erworben hatte. Die Fassade des Uphagenhauses ist schlicht gestaltet. Ganz im Gegensatz zum Löwenschloss in der Langgasse Nr. 35, schräg gegenüber vom Rathaus. Es stellt ein hervorragendes Beispiel des Danziger Manierismus dar (Spätform der Renaissance). Das Portal krönen zwei Löwen. Daher der Name. Das Rathaus ein paar Meter weiter entstand im 14. Jahrhundert als ein einstöckiger Bau und wurde im Laufe der folgenden Jahrhunderte immer wieder umgebaut und erweitert. Der repräsentative Bau mit seinen reich verzierten Innenräumen spiegelt die wirtschaftliche Macht Danzigs wieder. Der prächtigste Saal ist der Rote Saal, dessen Wände bis zur Mitte mit rotem Jacquardsamt bespannt sind. Die obere Hälfte der Wände ist geschmückt mit Bildern des holländischen Malers Vredeman de Vries.

 

Hinter dem Rathaus beginnt der Lange Markt, dessen Blickfang der Neptunbrunnen ist. Er wurde auf Initiative des Danziger Bürgermeisters Bartolomeo Schachmann errichtet. Die Neptunfigur wurde nach Vorlagen der Bildhauer Peter Husen angefertigt. Gegossen wurde sie aber nicht in Danzig, sondern 1615 im weit entfernten Augsburg. Das reich verzierte Gitter ist ein Werk von Hans Rogge aus dem Jahr 1634 und das Brunnenbecken schuf H. C. Stender zwischen 1757 und 1761.

Der Brunnen steht vor dem Artushof, in dem sich seit dem Mittelalter die Kaufleute trafen. Nachdem das Gebäude 1476 abgebrannt war, errichteten es die Danziger zwei Jahre später im spätgotischen Stil. 1616 baute der Architekt Abraham van der Blocke den Artushof im Renaissancestil um. Die Decke des 350 m² Großen Saales des Artushofes, zu dessen besonderen Einrichtungsgegenständen ein zwölf Meter hoher Kachelofen gehört, ruht auf vier schlangenförmigen Granitpfeilern.

Auf dem Langen Markt sind zwei der  prächtigsten Bürgerhäuser von Danzig zu finden. Das Schöffenhaus mit seiner spät-gotischen Fassade und seinem barocken Giebel ist die Nr. 43 und das Goldene Haus mit der Hausnummer 41, das zwischen 1609 und 1618 nach einem Entwurf von Abraham van den Blocke entstand. Am Ende des Königsweges steht das Grüne Tor aus den Jahren zwischen 1564 und 1568, hinter dem die Mottlau verläuft und die Grüne Brücke (früher Koggenbrücke) zum anderen Ufer führt. Das Tor war als repräsentativer Bau geplant und sollte als eine Art Gästehaus für Hohe Besucher der Stadt dienen. Gleich dem Grünen verläuft die Mottlau. Hier endet der Königsweg.

Am Ufer der Mottlau

Wir gehen nun durch das Grüne Tor und biegen nach links ab. Nach einigen hundert Metern erreichen wir das Krantor, einen imposanten Bau aus Holz. Es wurde zwischen 1442 und 1444 im gotischen Stil errichtet. Es ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt und auf vielen Postkarten und Bildern zu finden. Das Krantor diente zum Be- und Entladen von Schiffen. Zwischen seinen beiden Türmen ragt ein Holzüberbau über die Mottlau, an dem zwei Hebevorrichtungen angebracht sind. Mit der oberen konnten Lasten mit einem Gewicht von bis zu zwei Tonnen in eine Höhe von 27 m gehoben werden. Die untere Hebevorrichtung befand sich in 11 m Höhe. Die Kraft zum Heben der Lasten wurde mithilfe von zwei Laufrädern erzeugt, in denen Kranarbeiter auf Sprossen treten mussten. Durch ihr Gewicht versetzten sie die Räder in Bewegung und Lasten konnten gehoben werden.

 

Zwischen dem Grünen Tor und dem Krantor verläuft die Lange Brücke, die Uferstraße. Von hier aus fahren Schiffe zur Westerplatte, nach Gdingen (Gdynia) und zur Halbinsel Hela (Hel). Die Häuser in der Uferstraße wurden in den 1990er Jahren restauriert. Unterbrochen wird die Häuserfront vom Brotbänkentor (Brama Chlebnicka), vom Frauentor (Brama Mariacka) und vom Heilig-Geist-Tor (Brama Sw. Ducha).

Brotbänkengasse und Jopengasse

Wir gehen durch das Brotbänkentor (Brama Chlebnicka) in die Brotbänkengasse (ul. Chlebnicka), die am Englischen Haus (Dom Angielski, Hausnummer 16) vorbeiführt und an der Marienkirche endet. Dort geht die Brotbänkengasse in die Jopengasse (ul. Piwna) über.

 

1560 erhielt Johann Kramer von Kaufmann Dirk Lydge den Auftrag zum Bau des Englischen Hauses im Stil der Renaissance. Mit seinen acht Stockwerken war es das höchste Gebäude seiner Zeit in der Stadt.

 

Die Marienkirche in der Jopengasse dagegen ist die höchste Backsteinkirche der Welt. Auch heute noch. Mit ihren 4.900 m² soll sie 25.000 Menschen Platz bieten. Die 26 Pfeiler im Inneren der Kirche, die die Gewölbe der drei Kirchenschiffe stützen, erreichen die Schwindel erregende Höhe von 30 m. Die gotische dreischiffige Kirche entstand in vier Etappen:

 

    •  1343 Baubeginn,

    •  1379 Beginn des Baus von Querhaus und Apsis,

    •  1466 Ende des Turmbaus,

    •   498 bis 1502 Gewölbebau.

 

Einige Jahre später, nämlich zwischen 1510 und 1517, schuf der Meister Michael den Hauptaltar in Augsburg. An der Westseite des Hauptschiffes – gleich hinter dem Eingang der Kirche - schwebt das zwischen 1625 und 1629 von Peter Bringemann geschaffene Orgelprospekt, das zwischen 1980 und 1985 restauriert wurde. In der Marienkirche sind zahlreiche Kunstschätze zu bewundern. Zu ihnen gehören

 

  • die Astronomische Uhr (1464 bis 1470, von Hans Düringer),

  • ein gotisches Sakramenthaus (nördliche Seite des Hauptschiffes),

  • das Epitaph der Valentine von Karnitz (1590),

  • das Gemälde "Taten der Barmherzigkeit" (1607, von Anton Möller, nördliche Seite des Hauptschiffes) und

  • die Orgel (um 1630, von Martin Friese).

 

Die Jopengasse endet schließlich am Großen Zeughaus, das im Stil des niederländischen Manierismus errichtet wurde. Der Architekt war Hans Straforski. Die Fassade des Zeughauses, in das heute ein Supermarkt zum Shoppen einlädt, wurde erst 2005 restauriert und erstrahlt nun wieder in altem Glanz.

Frauengasse

Doch zurück zur Mottlau. Das nächste Tor hinter dem Brotbänkentor ist das Frauentor (heute Brama Mariacka, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts), das in die Frauengasse (ul. Mariacka) führt. Charakteristisch für die Frauengasse sind die Beischläge, die früher vor Hochwasser schützen sollten. In den unteren Geschossen haben sich überwiegend Juweliere niedergelassen, die auf die Anfertigung von Bernsteinschmuck spezialisiert sind. Ein Blick in die Schaufenster verrät, dass es sich bei den meisten Schmuckgegenständen um Unikate handelt. Die Preise sind dementsprechend hoch. Mit ein wenig Glück kann man einem Handwerker bei der Arbeit zuschauen. In den Sommermonaten ist die Frauengasse hoffnungslos überlaufen. Die Touristen drängeln sich förmlich von einem Ende zum anderen. Am Rand der Gasse haben die Geschäfte kleine Verkaufsstände aufgebaut, Straßenhändler bieten ihre Waren an und Straßenmusiker unterhalten die Touristen. Am Ende der Frauengasse erhebt sich die Marienkirche.

Heilig-Geist-Gasse

Das dritte Tor zwischen Grünen Tor und Krantor ist das Brama Sw. Ducha, das in die Heilig-Geist-Gasse führt. Im Juli und August beginnt hier der Dominikanermarkt, der sich in den Gassen und Straßen Richtung Norden ausbreitet

Altstadt

Zum Schluss unseres Stadtrundgangs machen wir noch einen kurzen Abstecher in die Altstadt. Bereits im 13. Jahrhundert existierte auf dem Gebiet der Altstadt eine Siedlung. Die Altstadt, die nördlich von der Rechtstadt liegt und in der vor allem Handwerker lebten und arbeiteten, ist damit älter als die Rechtstadt. Die einzelnen Stadtteile Danzigs entwickelten sich im Mittelalter nicht gleichmäßig, weil sie anfangs selbstständige Verwaltungseinheiten bildeten und unterschiedliche Rechte hatten. Zwei Beispiele, die auch schon zu Beginn des Stadtrundgangs erwähnt wurden: Während die Rechtstadt bereits 1343 vom Deutschen Orden das Stadtrecht nach kulmischen Recht erhielt, bekam die Altstadt es erst 1375. Auch wurde zunächst nur die Rechtstadt 1361 Mitglied der Hanse.

 

Beim Gang durch die Altstadt fällt heute auf, dass die historische Bausubstanz kein geschlossenes Ensemble mehr darstellt. Nach dem II. Weltkrieg haben die Danziger nur die wertvollsten historischen Gebäude wieder aufgebaut. Zu ihnen zählt die Große Mühle, deren zwölf (später 16) Wasserräder das Wasser des Radaunekanals antrieb. Ihren Betrieb nahm die Mühle 1650 auf. Heute beherbergt sie ein Einkaufszentrum. Nur wenige Meter entfernt steht die Kleine Mühle. Erhalten geblieben (bzw. rekonstruiert) sind alle Kirchen in der Altstadt. Sie heißen Bartholomäuskirche, Brigittenkirche, Elisabethkirche, Jakobskirche, Josephskirche und Katharinenkirche.

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